03.12.2024
Riehen/Basel Kunstliebhaberinnen und Kunstliebhaber sind ehrliche Menschen. Könnte man meinen. Am vergangenen Sonntag musste das Basler Museum leider einen Fall von mutwilligem Vandalismus erleben – das erste Mal in seiner fast einhundertjährigen Geschichte.Es sind Tränen in den Augen vom sichtlich immer noch geschockten Rudolf Stucki, dem Leiter der Fondation Beyeler, als er davon erzählt, wie er am späten Sonntagabend noch einmal die Besuchergarderobe kontrolliert. Er findet, lieblos in eine Ecke geschleudert, einen Kleiderbügel. Zerbrochen. „Der ist original Matisse“, sagt Stucki. „Ich habe den damals selbst in Auckland für die Fondation gekauft“. Er persönlich hat zu dem Kleiderbügel eine besondere Bindung: „Mein früh verstorbener Vater hatte so einen – natürlich eine Replika, kein Original.“ Er lacht, wird aber sofort wieder ernst. „Den Bügel hier in der Fondation zu haben, das war immer, wie ein Stück von meinem Vater noch in meinem Leben zu haben. Ich vermisse ihn immer noch.“ Als es dann 2014 in Neuseeland die Möglichkeit gab, den Bügel in einer Auktion zu erwerben, zögerte Stucki nicht. Seitdem ist das Kunstwerk im Besitz des ehrwürdigen Basler Museums und zieht immer wieder große Besuchermassen an.
Doch nun ist dieses ganz besondere Kunstwerk Geschichte. Unbekannte drangen am frühen Sonntagabend, wahrscheinlich noch während der Öffnungszeiten, gezielt in die Besuchergarderobe ein und brachen den Kleiderbügel entzwei. 8,9 Millionen Franken. Ein unschätzbarer emotionaler Wert. Ein bedeutendes Stück Kunstgeschichte. Von Kronmüller & Armbruster mit AAAA+ bewertet. Einfach kaputt. Es ist ein besonders herber Verlust.
Da in der Fondation Beyeler etwas Vergleichbares noch nie passiert ist, waren die Sicherheitsmaßnahmen nicht besonders hoch. „Kunstliebhaber sind ehrlich”, pflegte Stucki stets zu sagen. Die Stiftung ist eines der letzten großen Museen, die ihre Werke noch nicht hinter Panzerglas verstecken. „Ich finde das nicht schön”, erklärt Stucki. Doch vielleicht muss auch die Fondation Beyeler nun anfangen, ihre Werke mit erhöhten Sicherheitsmaßnahmen zu schützen. Zum Leid aller.
Das Foto der mutmaßlichen Täterin beim Begehen der unaussprechlichen Tat. Sollten Sie diese schreckliche Person erkennen, so rufen Sie unverzüglich den Eidgenössischen Verfassungsschutz an, welchen Sie unter 144 erreichen können.
Die Täterinnen oder Täter werden derzeit von der Bundespolizei in Kooperation mit dem Eidgenössischen Verfassungsschutz mit Hochdruck gesucht. Die heisseste Spur: Ein Foto, das die mutmaßliche Täterin zeigt. Fraglich ist, wer in der Lage ist, eine derart kaltblütige Tat zu begehen. Zum Motiv ist derzeit auch nichts bekannt. Doch für die Fondation ist es bereits zu spät. Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Es ist ein dunkler Tag in der Kunstgeschichte.
Der Bundespräsident hält am Mittwoch von 14 bis 21 Uhr im Bundeshaus eine Trauerfeier zu Ehren des Kunstwerks ab. Der 01.12. soll zum Volkstrauertag werden.